50 Jahre Gemeindefusion 2025
2025 feiern wir 50 Jahre Zusammenschluss von Kirrlach, Waghäusel und Wiesental. Die Vereinbarung zur Neubildung der Gemeinde trat zum 1. Januar 1975 in Kraft.
Überblick

Am 20. Juni 1974 hatten alle drei Gemeinderäte in getrennten Sitzungen dem Vertrag zugestimmt, der am 24. Juni 1974 von den Bürgermeistern Ernst Oechsler, Viktor Glücker und Emil Groß unterschrieben und am 28. Juni 1974 vom Regierungspräsidium Karlsruhe genehmigt wurde.
Im Fusionsausschuss war nach einem neuen Gemeindenamen gesucht worden. Nicht berücksichtigt wurden Vorschläge wie „Rheintal“, „Bolanden“, „Wagbach“ und „Bruhrain“. Der zunächst beschlossene und im Vertrag vom Juni festgehaltene Name „Lußhardt“ wurde nach einer Bürgerbefragung durch Beschlüsse der drei Gemeinderäte im Oktober und November 1974 noch in „Waghäusel“ geändert.
Hier finden Sie die Fusionsvereinbarung vom 24. Juni 1974 mit Genehmigung durch das Regierungspräsidium (PDF-Dokument, 432,21 KB, 18.03.2025) sowie die Änderung der Fusionsvereinbarung bezüglich der Namensgebung vom Dezember 1974 (PDF-Dokument, 211,90 KB, 18.03.2025).
In der neuen Kommune lebten zum Start 16.999 Menschen, 8.340 davon im damals größter Ortsteil Kirrlach, 7.866 in Wiesental und 793 in Waghäusel.
Die Pro-Kopf-Verschuldung der drei Gemeinden zum 31.12.1974: Kirrlach 362,25 DM, Wiesental 458,32 DM und Waghäusel 710,00 DM.
Bis zur Wahl des neuen, gemeinsamen Gemeinderates bildeten die bisherigen jeweils 16 Kirrlacher und Wiesentaler und die 8 Waghäuseler Gemeinderatsmitglieder ein 40-köpfiges Gremium. In diesem hatten die CDU und die Freien Wähler jeweils 15 und die SPD 10 Sitze.
Für die künftigen Gemeinderatswahlen wurde durch die Fusionsvereinbarung die „unechte Teilortswahl“ eingeführt. Von den insgesamt 26 Gemeinderatssitzen sollten jeweils 12 an die Ortsteile Kirrlach und Wiesental gehen und 2 an den Ortsteil Waghäusel. Diese Regelung galt 47 Jahre, bis sie der Gemeinderat im Jahr 2022 abschaffte.
Zur ersten Gemeinderatswahl am 20. April 1975 traten insgesamt 9 Frauen und 100 Männer an. Von den 26 Mandaten gingen 13 an die CDU, 7 an die Freien Wähler und 6 an die SPD.
Gewählt wurden zwei Frauen, Rosa Ballreich und Maria Metzger (beide CDU). Vor der Fusion hatte es seit Einführung des Frauenwahlrechts 1919 überhaupt nur eine Gemeinderätin gegeben, dies war Anna Skarke (SPD) in Wiesental von 1949 bis 1951. Seit der Fusion gehörten dem Waghäuseler Gemeinderat bisher immer Frauen an.
Bereits zum 31. Dezember 1974 endete die Amtszeit der drei bisherigen Bürgermeister. Dies waren Ernst Oechsler (geboren 1912, gestorben 1997, Bürgermeister von Kirrlach von 1948 bis 1974), Emil Groß (geboren 1923, gestorben 2006, Bürgermeister von Wiesental von 1962 bis1974) und Viktor Glücker (geboren 1898, gestorben 1983, Bürgermeister von Waghäusel von 1958 bis 1974).
Die Wahl des neuen Bürgermeisters der Fusionsgemeinde durch die Wahlberechtigten war für Juni 1975 vorgesehen. Bis dahin sollte ein vom Gemeinderat gewählter „Amtsverweser“ die Bürgermeisteraufgaben übernehmen. Bei der ersten Gemeinderatssitzung am 2. Januar 1975 gab es drei Kandidaten: Emil Groß (Freie Wählervereinigung), Robert Straub (CDU) und Karl-Otto Gärtner (SPD). In zwei Wahlgängen erhielt keiner die Mehrheit der Stimmen. In der zweiten Sitzung am 13. Januar 1975 bekam Robert Straub im zweiten Wahlgang die erforderlichen 21 Stimmen und wurde Amtsverweser. Am 1. Juni 1975 wurde er mit 56,33 % der Wählerstimmen zum ersten Bürgermeister der Fusionsgemeinde gewählt und blieb es bis 1999. Für seine Verdienste wurde er im Jahr 2000 zum Ehrenbürger ernannt.
Im Fusionsjahr 1975 gegründet wurden u.a. die Musikschule Waghäusel (ab 1977 zusammen mit Hambrücken) sowie die Feuerwehrabteilung Waghäusel.
Die gemeinsame Gemeindeverwaltung blieb bis 1983 auf die drei Ortsteil-Rathäuser verteilt. In der Fusionsvereinbarung war als Hauptsitz der Verwaltung das Rathaus Kirrlach festgelegt worden, wobei ein gemeinsames Verwaltungsgebäude „im Ortsteil Waghäusel beim Bildungszentrum baldmöglichst errichtet“ werden sollte.
Der Weg zur Fusion



Die Fusionsvereinbarung hatten am 20. Juni 1974 alle drei Gemeinderäte in getrennten Sitzungen beschlossen und am 24. Juni die drei Bürgermeister Ernst Oechsler (Kirrlach), Viktor Glücker (Waghäusel) und Emil Groß (Wiesental) unterschrieben.
Damit gehört Waghäusel zu den Orten, die diese Entscheidung wenige Tage vor Ablauf der letzten Frist für einen freiwilligen Zusammenschluss trafen. Dies musste vor dem 1. Juli 1974 geschehen, danach, so hatte die Landesregierung klargemacht, würde zwangsweise zusammengelegt werden und die Gemeinde hätte keine Möglichkeiten mehr zur eigenständigen Ausgestaltung der Fusionsregelungen gehabt. Auch hätte es keine Fusionsprämie mehr gegeben. Im Falle Waghäusels waren das 800.000 DM, die nach der getroffenen Fusionsvereinbarung komplett in den Bau des Bildungszentrums im Ortsteil Waghäusel geflossen sind. Es sollte ursprünglich mehrere Schularten bis hin zum Gymnasium umfassen, verwirklicht werden konnte dann nur die 1977 eingeweihte Johann-Peter-Hebel-Realschule. 50 Jahre später wird der Standort nun durch den Neubau der Gemeinschaftsschule erweitert.
Der 1. Januar 1975 bildete damals für ganz Baden-Württemberg das Ende der Gemeindereform bis auf einige wenige Einzelfälle. Diese Reform reduzierte die Zahl der selbstständigen Gemeinden um zwei Drittel von 3.379 im Jahr 1968 auf 1.111 im Jahr 1975.
In der gesamten Bundesrepublik hat es in den 1960er Jahren Bestrebungen gegeben, die Verwaltung zu reformieren, um sie für die Aufgaben der Zukunft nach den grundlegenden Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft in der Nachkriegszeit fit zu machen und den gestiegenen Ansprüchen der Menschen gerecht zu werden.
Zu den Zielen der Landesregierung für die Verwaltungs- und Gemeindereform in Baden-Württemberg gehörten die Steigerung der Verwaltungs- und Leistungskraft der Kommunen, deren bessere Ausstattung mit Fachpersonal, Verlagerung von Kompetenzen nach unten, die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Land und die Überwindung des Stadt-Land-Gefälles.
In der Region Waghäusel wurde 4 Jahre lang gerungen, wie und in welcher Zusammensetzung dies am besten umzusetzen sei.
Anfang 1970 sahen die allerersten Pläne die Schaffung eines neuen Verwaltungsraums rund um Philippsburg mit Huttenheim, Rheinsheim, Oberhausen, Rheinhausen, Kirrlach, Waghäusel und Wiesental mit damals fast 35.000 Einwohnern vor. Dagegen wehrten sich die drei letztgenannten heftig. Das Modell wurde schnell verworfen wegen der Größe und da ein Hauptort und Mittelpunkt fehlte.
Ab September 1970 wurde in allen Planungen eine Verwaltungseinheit von Kirrlach, Waghäusel und Wiesental vorgeschlagen. Die drei Orte kooperierten da bereits vierfach, nämlich im 1958 gegründeten Zweckverband Wasserversorgung Lußhardt, im 1965 gegründeten Abwasserverband Wagbach (beides mit Hambrücken), im 1967 gegründeten Zweckverband Rheintal-Schwimmbad (Eröffnung 1971) sowie im 1971 gegründeten Zweckverband Großes Bildungszentrum (Einweihung der Realschule 1977).
Verhandlungen um eine Erweiterung der Fusionsgemeinde um Oberhausen und Rheinhausen oder Hambrücken gab es, sie kamen aber nicht weiter.
Am 20. Januar 1974 fand die Bürgeranhörung zum Abschluss der Gemeindereform in 32 der damals 55 noch selbstständigen Kommunen des Landkreises Karlsruhe statt. Die Beteiligung war im Schnitt gering, am geringsten mit 8,35 % in Philippsburg, am höchsten in Zaisenhausen mit 92,44 %.
Ergebnisse der drei Orte:
Kirrlach: Abstimmungs-Berechtigte: 5.580, abgegebene Stimmen: 1.744 = 31,25 %, ungültige: 31, Ja: 896 = 52,3 %, Nein: 817 = 47,7 %.
Wiesental: Abstimmungs-Berechtigte: 5.239, abgegebene Stimmen: 2.948 = 56,27 %, ungültige: 23, Ja: 317 = 10,84 %, Nein: 2.608 = 89,16 %.
Waghäusel: Abstimmungs-Berechtigte: 511, abgegebene Stimmen: 208 = 40,70 %, ungültige: 2, Ja: 120 = 58,25 %, Nein: 86 = 41,75 %.
Zwei Tage später, am 22. Januar 1974, wurde in den drei Gemeinderäten (Waghäusel 8 Gemeinderäte plus Bürgermeister = 9, Kirrlach und Wiesental jeweils 16 Gemeinderäte plus Bürgermeister = 17) über den Zusammenschluss abgestimmt:
Kirrlach: 9 Stimmen dafür, 8 Stimmen dagegen.
Wiesental: 7 Stimmen dafür, 10 Stimmen dagegen.
Waghäusel: einstimmiger Beschluss: Vereinigung mit Kirrlach und Wiesental zu einer neuen Gemeinde Ja, Eingliederung in eine der Gemeinden Nein.
Am 10. Juni 1974 stimmte der Gemeinderat in Wiesental erneut über eine freiwillige Fusion ab mit dem Ergebnis: 9 Stimmen dafür und 8 Stimmen dagegen.
Am 20. Juni 1974 stimmten alle drei Gemeinderäte in getrennten Sitzungen über den Fusionsvertrag ab. In Kirrlach und Waghäusel war die Zustimmung einstimmig. In Wiesental 12 Stimmen Ja, 1 Stimme Nein, 4 Enthaltungen.
Die Amtsverweserwahl




Zum 31. Dezember 1974 war die Amtszeit der drei Bürgermeister Ernst Oechsler (Kirrlach ab 1948), Viktor Glücker (Waghäusel ab 1958), und Emil Groß (Wiesental ab 1962) zu Ende gegangen. Der damals 51-jährige Emil Groß wollte im Gegensatz zum 62-jährigen Ernst Oechsler und dem 76-jährigen Viktor Glücker nicht in den Ruhestand gehen, sondern wieder als Ortsoberhaupt kandidieren.
Ab Januar 1975 sollte ein sogenannter „Amtsverweser“ die Leitung der Gemeindeverwaltung bis zur späteren Wahl des ersten Fusionsbürgermeisters durch die Wahlberechtigten übernehmen. Gewählt wurde der Amtsverweser durch den Gemeinderat, notwendig war das Erreichen der absoluten Mehrheit von 21 Stimmen. Von Januar bis Mai 1975 bildeten die bisherigen 16 Kirrlacher, 16 Wiesentaler und 8 Waghäuseler Gemeinderatsmitglieder (alle Männer) zusammen ein 40-köpfiges Gremium. In diesem hatte die CDU 15 Sitze (8 Kirrlacher, 7 Wiesentaler), die Freien Wähler 15 Sitze (2 Kirrlacher, 5 Wiesentaler, 8 Waghäuseler) und die SPD 10 Sitze (6 Kirrlacher, 4 Wiesentaler).
Die Amtsverweserwahl war Tagesordnungspunkt 1 der ersten gemeinsamen Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 2. Januar 1975, ab 18 Uhr in der Rheintalhalle in Kirrlach. Die Sitzungsleitung hatte Paul Häußler (CDU), bisher Bürgermeister-Stellvertreter und Gemeinderat in Wiesental. Er konnte über 500 Interessierte auf den Tribünen begrüßen. Laut „Wahl-Nachlese“ der Bruchsaler Rundschau vom 8. Januar 1975 seien „auffallend viele Jugendliche“ und „enttäuschend wenig Frauen“ gekommen.
An der Wahl nahmen 37 der 40 Gemeinderäte teil. Es fehlten Theodor Theurer aus Wiesental (CDU) wegen Krankheit und Günther Nagel aus Waghäusel (Freie Wählervereinigung) wegen einer Reise. Als dritter nicht wählen durfte Robert Straub (CDU), bis dahin Bürgermeister-Stellvertreter und Gemeinderat in Kirrlach, denn er bewarb sich um das Amt.
Die drei Kandidaten hatten jeweils 5 Minuten Redezeit, um sich vorzustellen. Die Reihenfolge wurde ausgelost: Als erster sprach Emil Groß (Freie Wählervereinigung), ausgebildeter Finanzbeamter und bisheriger Wiesentaler Bürgermeister, dann Robert Straub (CDU), Studiendirektor am Gymnasium Philippsburg und Kirrlacher Kommunalpolitiker, und zuletzt Karl-Otto Gärtner (SPD), Fachbeamter für Finanzwesen in Ziegelhausen bei Heidelberg.
Mit der Auszählung der Stimmen wurden die Gemeinderäte Hugo Stork (CDU), Theo Käpplein (Freie Wählervereinigung) und Manfred Schuhmacher (SPD) beauftragt. Als erster zur Stimmabgabe musste Hans Haag (CDU) aus Kirrlach, der erst seit wenigen Tagen Gemeinderat war, nämlich seit dem 23. Dezember 1974 als Nachrücker für Theo Heiler.
Das Ergebnis des Wahlgangs war: Robert Straub 16 Stimmen, Karl-Otto Gärtner 11 Stimmen, Emil Groß 10 Stimmen.
Da keiner die erforderlichen 21 Stimmen erhalten hatte, war nun eine Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen vorgeschrieben, für deren Gewinn ebenfalls 21 Stimmen notwendig waren.
Im zweiten Wahlgang erhielten die Bewerber Straub und Gärtner je 18 Stimmen, eine Stimme war ungültig.
Da wieder keine Entscheidung gefallen war, erfolgte eine offene Abstimmung über eine erneute Wahl an diesem Abend oder eine Vertagung. Alle 37 Gemeinderäte stimmten für eine Vertagung.
Am Montag, den 13. Januar 1975, begann um 19 Uhr die zweite öffentliche Gemeinderatssitzung wiederum in der Rheintalhalle Kirrlach, die diesmal mit über 1.200 Zuschauern voll besetzt war. Wieder war Tagesordnungspunkt 1 die Amtsverweserwahl.
Die Bruchsaler Rundschau schrieb am 15. Januar 1975: „Das Ringen um einen Amtsverweser war voll Spannung und brachte gleich mehrere Überraschungen“. Eine davon war, dass Emil Groß nochmals antrat. Alle drei Bewerber stellten sich wieder zur Wahl, weitere Kandidaten hatten sich nicht gemeldet.
Diesmal wählten alle 39 stimmberechtigten Gemeinderäte. Die Auszählungen übernahmen wieder Hugo Stork, Theo Käpplein und Manfred Schuhmacher.
Bei der Abstimmung erhielt Robert Straub 16 Stimmen, Emil Groß 12 Stimmen und Karl-Otto Gärtner 11 Stimmen.
Da wieder keiner die absolute Mehrheit erreicht hatte, wurde erneut eine Stichwahl notwendig.
Das Ergebnis des folgenden zweiten Wahlgangs lautete: Robert Straub 21 Stimmen, Emil Groß 14 Stimmen sowie 4 leere Stimmzettel.
Sowohl dass Groß mehr Stimmen als Gärtner erhielt wie dass Straub im 2. Wahlgang die notwendigen 21 Stimmen erzielen konnte, werteten Beobachter als Überraschung.
Robert Straub wurde als Amtsverweser verpflichtet und erhielt die Ernennungsurkunde. Als Tagesordnungspunkt 4 erfolgte die Festlegung des Termins für die Bürgermeisterwahl auf den 1. Juni 1975.
40 Gemeinderäte von Januar bis Mai 1975



Von Januar bis Mai 1975 bildeten die bisherigen Gemeinderatsmitglieder aus Kirrlach (16, davon CDU 8, SPD 6, Freie Wähler 2), Wiesental (16, davon CDU 7, SPD 4, Freie Wähler 5), und Waghäusel (8 Freie Wähler) zusammen ein 40-köpfiges Gremium.
In diesem hatte die CDU 15 Sitze (8 Kirrlacher, 7 Wiesentaler), die Freien Wähler 15 Sitze (2 Kirrlacher, 5 Wiesentaler, 8 Waghäuseler) und die SPD 10 Sitze (6 Kirrlacher, 4 Wiesentaler).
Die Bruchsaler Rundschau kommentierte am 31. Januar 1975: „Es läuft noch nicht rund im Gremium. Vieles wirkt hölzern. Abtasten ist Trumpf!“. Weiter hieß es, die Gemeinderäte - nun aufgeteilt in „drei große Machtblöcke CDU, Freie Wählervereinigung und SPD“ - saßen „getrennt an herbeigebrachten Schulbänken, peinlichst bedacht… in fairer Weise ja dem Nachbarn nicht weh zu tun. Das war richtig rührend. Vielen Ratsherren sah man an, daß sie durchaus nicht glücklich dabei waren.“
Gewählt worden waren diese 40 eigentlich für eine Amtszeit von jeweils 6 Jahren nach einem rollierenden System, nach dem alle drei Jahre die Hälfte des Gemeinderats neu besetzt wurde. Jeweils 20 von ihnen hatten bei den Wahlen am 20. Oktober 1968 sowie am 24. Oktober 1971 kandidiert.
Als letztes neues Mitglied in eines der drei Gemeinderatsgremien kam kurz vor der Fusion noch Hans Haag (CDU), der in Kirrlach am 23. Dezember 1974 für Theo Heiler nachrückte.
Die Freien Wähler traten nach 1975 gemeinsam auf. Ihre Gemeinderäte kamen allerdings aus unterschiedlichen Wählervereinigungen, da es in Kirrlach, Waghäusel und Wiesental mehrere, getrennt antretende Gruppierungen gegeben hatte.
In Kirrlach kandidierte 1968 neben CDU und SPD die „Wählergemeinschaft der Heimatvertriebenen“, für die Wenzel Kern einen Sitz erringen konnte. 1971 trat dann zusätzlich wieder die „Freie Wählervereinigung“ an, ohne in den Gemeinderat einzuziehen. Raimund Martus, der 15 Jahre der Kirrlacher SPD-Gemeinderatsfraktion angehört hatte, trat im Januar 1972 aus der SPD aus und schloss sich später den Freien Wählern an.
Im Wiesentaler Gemeinderat vertraten zuletzt Rupert Baumann und Werner Vogel die Wählervereinigung „Wiesentaler Vereine“ sowie Hubert Gehweiler, Emil Sälzler und Theobald Käpplein die „Unabhängige Bürgergemeinschaft“, die 1968 aus dem Zusammenschluss der Liste der „Jung- und Altbürger“ (zu denen auch Bürgermeister Emil Groß gehört hatte) sowie des „Blocks der Heimatvertriebenen“ hervorgegangen war. Am 2. Dezember 1974 schlossen sich die „Unabhängige Bürgergemeinschaft“ und die „Wiesentaler Vereine“ zur „Freien Wählervereinigung“ zusammen.
In Waghäusel kandidierten bis zur Fusion keine Parteien für den Gemeinderat. Bei der Wahl am 20. Oktober 1968 hatte es nur eine Liste mit 21 Namen gegeben, darunter 2 Frauen. Gewählt wurden: Hans-Joachim Hubert, Otto Leier, Friedrich Reinelt und Johann Schwarzinger. Bei der letzten Wahl am 24. Oktober 1971 traten dann zwei getrennte Gruppierungen an: die „Wählervereinigung Jungbürger“ (3 Sitze: Günter Nagel, Egon Rotter und Klaus Schuppler) und die „Freie Wählervereinigung“ (1 Sitz: Harald Geiß).
Der Gesamtgemeinderat Waghäusel zum 1. Januar 1975 bestand aus:
CDU (15): Hans Haag, Willi Heger, Edmund Heiler, Emil Kremer, Robert Kremer, Emil Müller, Norbert Schuhmacher, Robert Straub (8 Kirrlacher) sowie Fridolin Gentner, Paul Häußler, Johann Schnabel, Hugo Stork, Theodor Theurer, Vinzenz Trunk und Hans Weisbarth (7 Wiesentaler).
SPD (10): Egon Baader, Ludwig Haag, Julius Müller, Konrad Schuhmacher, Manfred Schuhmacher, Simon Wirth (6 Kirrlacher) sowie Anton Herberger, Siegfried Sauer, Karl Steinhilper und Erich Stöckel (4 Wiesentaler).
Freie Wähler (15): Raimund Martus, Wenzel Kern (2 Kirrlacher) sowie Harald Geiß, Hans-Joachim Hubert, Otto Leier, Günter Nagel, Johann Schwarzinger, Friedrich Reinelt, Egon Rotter, Klaus Schuppler (8 Waghäuseler) sowie Rupert Baumann, Hubert Gehweiler, Theobald Käpplein, Emil Sälzler und Werner Vogel (5 Wiesentaler).
Von Januar bis Mai 1975 gab es im Übergangsgemeinderat nur zwei Veränderungen, beides betraf Kirrlacher Mandatsträger: Am 13. Januar 1975 schied Robert Straub (CDU) wegen seiner Wahl zum Amtsverweser als Gemeinderat aus. Für ihn rückte am 27. Januar 1975 Josef Haag nach. Der erste Ersatzkandidat Josef Kremer durfte nicht nachrücken, weil bereits sein Sohn Gemeinderat war. Am 20. Februar 1975 legte Manfred Schuhmacher (SPD) sein Amt nieder. Für ihn rückte am 24. März 1975 Albert Sand (SPD) nach, nachdem der eigentliche Ersatzmann Herbert Lehn abgelehnt hatte.
Die Voraussetzungen der ersten Gemeinderatswahl

In § 4 Absatz 1 der Fusionsvereinbarung vom 24. Juni 1974 heißt es: „Die Gemeinderäte … werden bei den allgemeinen Gemeinderatswahlen vom 20.04.1975 gewählt.“ An diesem Tag wurde in 31 Kommunen des Landkreises Karlsruhe gewählt, einzige Ausnahme war Pfinztal.
Mit dieser Wahl endete das sogenannte „rollierende System“, nach dem alle drei Jahre die Hälfte der Gemeinderäte neu für eine Amtszeit von 6 Jahren gewählt worden war.
Der § 5 Absatz 1 der Fusionsvereinbarung legte fest: „Für die erste Gemeinderatswahl und die folgenden regelmäßigen Gemeinderatswahlen … wird nach § 27 Abs. 2 GO durch die Hauptsatzung … die unechte Teilortswahl … eingeführt.“
Von den insgesamt 26 Gemeinderatssitzen sollten jeweils 12 an die Ortsteile Kirrlach und Wiesental gehen und 2 an den Ortsteil Waghäusel. Diese Regelung galt 47 Jahre, bis sie der Gemeinderat im Jahr 2022 abschaffte.
Die „Unechte Teilortswahl“ wurde in Baden-Württemberg eingeführt, um die Interessenvertretung einzelner Ortsteile zu garantieren, in dem diese eine feste, nach ihrer Einwohnerzahl bemessene Anzahl von Gemeinderatssitzen bekommen. Die Wahllisten bei Gemeinderatswahlen werden nach Ortsteilen getrennt aufgestellt. Die Wahl wird als „unecht“ bezeichnet, weil die Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen an Bewerberinnen und Bewerber aller Ortsteile vergeben können. Das Gegenteil wäre eine „echte Teilortswahl“, bei der nur Kandidierende eines Ortsteils gewählt werden können. Bei der Wahl muss darauf geachtet werden, in den einzelnen Ortsteilen nicht für mehr Kandidaten abzustimmen, als in diesem Ortsteil Sitze zu vergeben sind sowie die mögliche Gesamtstimmenzahl nicht zu überschreiten.
Als Instrument der Berücksichtigung der Ortsteile war die „Unechte Teilortswahl“ zunächst sehr verbreitet. Bei den Kommunalwahlen 1975 gab es sie in 64,6 Prozent der baden-württembergischen Gemeinden. Da das Verfahren kompliziert und aufwendig ist, entschieden sich im Lauf der Jahre viele Gemeinden für die Abschaffung. 2019 wurde nur noch in 34,9 Prozent der Gemeinden nach der „Unechten Teilortswahl“ gewählt.
Die Tücken dieses Verfahrens zeigten sich von der ersten Wahl an, obwohl im Vorfeld Verwaltung wie Parteien informiert und aufgeklärt hatten.
Die Bruchsaler Rundschau schrieb am 22. April 1975: „Schon in Wahlnacht erwies sich in den meisten Gemeinden, daß die guten Vorsätze der Wahlausschüsse nicht zu realisieren waren. Die Tücken der Auswertung der unechten Teilortswahlen mit Kumulieren und Panaschieren wurden vielfach unterschätzt. Von den ursprünglich 20 Gemeinden, die noch am Sonntag das Ergebnis ermitteln wollten, kamen nur zehn ans Ziel. Um 3.30 Uhr brachen die Mitarbeiter des Wahlsachbearbeiters im Karlsruher Landratsamt dann die Zelte ab, nachdem den Wahlausschüssen die „Luft“ ausgegangen war und das Weiterzählen auf Montagnachmittag bzw. –abend verschoben werden mußte.“ Bei den 10 Gemeinden, die sonntags ein Wahlergebnis ermitteln konnten, „handelt es sich um die kleineren im Landkreis bzw. um solche ohne unechte Teilortswahl.“ Das vorläufige Endergebnis der Gemeinderatswahlen im Landkreis wurde nicht vor Mittwoch erwartet. Die reinen Ortschaftswahlen waren dabei noch nicht berücksichtigt.
Für die Wahl des ersten gemeinsamen Waghäuseler Gemeinderates waren die Wahlvorschläge frühestens ab 3. März 1975, 7 Uhr, und bis spätestens 20. März 1975, 18 Uhr, beim Amtsverweser im Rathaus Kirrlach einzureichen.
Für diese Wahl wählbar war, wer das 21. Lebensjahr vollendet hatte. In der Bundesrepublik Deutschland war das Volljährigkeitsalter zum 1. Januar 1975 von 18 auf 21 Jahre gesenkt worden und damit wurden zum Stichtag die Jahrgänge 1954, 1955 und 1956 gemeinsam volljährig geworden. Doch der baden-württembergische Landtag hatte diese Änderung zu den Kommunalwahlen am 20. April 1975 noch nicht in Kraft treten lassen. Aus diesem Grund musste der damalige Kirrlacher SPD-Ortsvereinsvorsitzende Klaus Müller auf eine Kandidatur verzichten.
Von den insgesamt 9 Frauen und 100 Männern auf drei Listen, die 1975 kandidierten, war dann der 22-jährige Student Peter Wagner, der für die CDU in Kirrlach antrat, der jüngste. Im ersten Gemeinderat war Diplom-Volkswirt Heinrich Wagenhan von der SPD in Wiesental der jüngste der Gewählten. Er war ebenso 31 Jahre alt wie Robert Hirschinger von der CDU in Wiesental, allerdings war Heinrich Wagenhan 4 Monate jünger.
Die Liste aller, die 1975 kandidiert haben, finden Sie hier: Bekanntmachung der für die Wahl der Gemeinderäte am 20. April 1975 zugelassenen Wahlvorschläge (PDF-Dokument, 291,60 KB, 17.04.2025)
Der erste Gemeinderatswahlkampf




Die Wahl des ersten gemeinsamen Gemeinderats sollte am 20. April 1975 stattfinden. CDU, SPD und Freie Wählervereinigung (FWV) traten an.
Zum Wahlkampfendspurt füllten die Slogans der Parteien das Mitteilungsblatt wie: „Die neue Gemeinde – eine Chance für den Bürger - deshalb CDU“, „Gemeindepolitik realitäts- und sachbezogen - deshalb CDU“, „10 % Partei – 90 % frei – deshalb FWV“, „Statt Parteidenken – Bürgerwille – deshalb FWV“, „Fortschritt durch Taten – Sozialdemokraten – SPD“ und „Die besseren Ideen. Die besseren Kandidaten. SPD“.
Bei CDU wie SPD zogen die jeweiligen Ortsvereine Kirrlach und Wiesental erstmals gemeinsam in den Wahlkampf. Ortsvereinsvorsitzende waren für die SPD in Kirrlach Klaus Müller und in Wiesental Karl Steinhilper sowie für die CDU in Wiesental Paul Häußler und in Kirrlach bis Ende März 1975 noch Robert Straub und dann Norbert Schuhmacher. CDU und Junge Union bildeten für die Wahl eine gemeinsame Liste. Sowohl CDU wie SPD stellten jeweils insgesamt 39 Gemeinderatskandidaten auf, davon je 18 (höchstzulässige Zahl) für Kirrlach und Wiesental sowie 3 für Waghäusel.
Für die FWV war die Neuaufstellung nach der Fusion schwieriger, da die Konstellation in den drei Ortsteilen sehr unterschiedlich war: In Waghäusel waren vor 1975 alle Gemeinderäte parteiungebunden gewesen. Es hatten bis zur Fusion nur freie Wählerlisten und keine Parteien für den Gemeinderat kandidiert. In Wiesental hatten sich kurz vor der Fusion, am 2. Dezember 1974, die „Unabhängige Bürgergemeinschaft“ und die „Wiesentaler Vereine“ zur „Freien Wählervereinigung“ zusammengeschlossen. In Kirrlach hatte zuletzt die „Wählergemeinschaft der Heimatvertriebenen“ noch einen 1968 direkt gewählten Sitz, die „Freie Wählervereinigung“ dagegen keinen mehr. Allerdings schloss sich der für die SPD in den Gemeinderat gewählte Raimund Martus nach seinem Parteiaustritt im Januar 1972 später den Freien Wählern an. 1975 trat die FWV dann mit insgesamt 31 Gemeinderatskandidaten an, 18 für Wiesental, 3 für Waghäusel, aber nur 10 für Kirrlach, da dort unter Führung von Raimund Martus erst ein Neuaufbau erfolgen musste.
Alle Parteien und Gruppierungen sprachen sich im Wahlkampf für das geplante Große Bildungszentrum mit allen Schularten aus, dessen Bau von der Landesregierung in Frage gestellt wurde, ebenso für den Ausbau der Infrastruktur und der ärztlichen Versorgung. Die SPD setzte einen Schwerpunkt auf Verbesserungen in der Jugendarbeit und der Spielplatzsituation.
In Wiesental, das sich am längsten gegen das Ende der Selbstständigkeit gewehrt hatte, wurde die Gemeindefusion heftiger und kontroverser thematisiert als in den anderen Ortsteilen. CDU und FWV griffen sich hier gegenseitig scharf an. Die FWV warf der CDU vor, die Fusion gegen die Mehrheit der Wiesentaler durchgesetzt zu haben und dass „der Bürgerwille einzig und allein wegen parteipolitischer Ziele mißachtet und verhöhnt wurde“ (dieses und alle folgenden Zitat stammen aus dem Mitteilungsblatt vom 18. April 1975).
Die FWV konnte als einzige mit einem ehemaligen Bürgermeister Wahlkampf machen: „Versammlungsleiter und Amtsverweser-Stellvertreter Rupert Baumann steckte dabei das Grundsatzprogramm der Freien Wählervereinigungen ab, während Bürgermeister i.R. Emil Groß über die aktuellsten Themen referierte.“ Weiter heißt es: „Daß alle drei ehemaligen Bürgermeister aus den Reihen der Freien Wählervereinigung hervorgegangen sind, erfülle die FWV mit besonderem Stolz und widerlege recht deutlich die unsinnige These der CDU, daß nur ein Bürgermeister mit dem entsprechenden Parteibuch in der Tasche sich an höherer Stelle durchzusetzen vermag.“
Die CDU erhob dagegen den Vorwurf, dass man durch die lange Ablehnung und Verzögerung der Fusion „weitaus weniger planen und realisieren könne, so sei dies darauf zurückzuführen, daß Wiesentaler Gemeinderäte leichtfertig 9 Millionen DM Fusionsprämie auf dem Rücken des einzelnen Steuerzahlers verpokerten“. Die CDU betonte: „Wichtigste Aufgabe für die Zukunft sei das Zusammenwachsen der drei Ortsteile auf der Basis fairer Zusammenarbeit, frei von jeglichen Ressentiments und von dem Willen getragen, tatsächlich das Beste für die Gesamtgemeinde zu tun“.
Die erste Gemeinderatswahl



Die erste Gemeinderatswahl der Fusionsgemeinde fand am 20. April 1975 statt. Hier finden Sie die Bekanntmachung des Ergebnisses (PDF-Dokument, 618,16 KB, 17.04.2025).
Damals regierte in der Bundesrepublik Deutschland Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) mit einer Koalition aus SPD und FDP (von 1974 bis 1982). In Baden-Württemberg war von 1966 bis 1978 Hans Filbinger (CDU) Ministerpräsident und stand ab 1972 an der Spitze einer CDU-Alleinregierung. Die CDU stellte im Landkreis Karlsruhe alle Direktmandate für Land und Bund und hatte zusammen mit der Jungen Union die absolute Mehrheit im Kreistag. Erster Landrat des neuen Landkreises Karlsruhe war von 1973 bis 1997 Dr. Bernhard Ditteney (CDU).
Im Landkreis wurde bei den Gemeinderatswahlen 1975 die CDU in den meisten Kommunen zur stärksten Kraft. Das höchste Ergebnis erzielte sie in Kronau mit 66,54 %. Die Bruchsaler Rundschau kommentierte am 22. April 1975: „Deutlich unterstreicht schon ein erster Überblick, daß im Landkreis hauptsächlich die Freien Wähler und andere Listenverbindungen durch die Gemeindereform an Bedeutung verloren haben“.
In Waghäusel gaben von den 11.462 Wahlberechtigten 8.367 ihre Stimme ab, davon waren 613 Stimmzettel ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 72,99 Prozent. Auf CDU/JU entfielen 49,29 %, auf die SPD 25,45 % und auf die FWV 25,26 % der abgegebenen Stimmen.
Von den 26 zu vergebenden Gemeinderatssitzen gingen 13 an die CDU/JU (6 für Kirrlach, 6 für Wiesental und 1 für Waghäusel 1), 7 an die Freien Wähler (3 für Kirrlach, 3 für Wiesental und 1 für Waghäusel 1) und 6 an die SPD (3 für Kirrlach und 3 für Wiesental).
Dem ersten Gemeinderat gehörten an (Hinweis zu den Angaben: zuerst Alter und Beruf zum Zeitpunkt der Wahl am 20. April 1975, dann Lebensdaten und gesamte Amtszeit im Gemeinderat):
1.) für CDU/JU (13):
1.1) für Kirrlach (6):
Rosa Ballreich geb. Müller, 33 Jahre, kaufmännische Angestellte (geb. 1941, gest. 2024, Gemeinderätin 1975-1999); Hans Haag, 37 Jahre, Maschinensetzer (geb. 1937, gest. 1982, Gemeinderat 1974-1982); Willi Heger, 51 Jahre, Posthauptverwalter (geb. 1924, gest. 2012, Gemeinderat 1962-1984); Robert Kremer, 35 Jahre, Schreinermeister (geb. 1939, Gemeinderat 1971-1999); Emil Müller, 44 Jahre, Elektromechaniker (geb. 1930, gest. 2017, Gemeinderat 1959-1994); Norbert Schuhmacher, 40 Jahre, Bundesbahnoberinspektor (geb. 1934, gest. 1991, Gemeinderat 1965-1989);
1.2) für Wiesental (6):
Paul Häußler, 55 Jahre, Versicherungskaufmann (geb. 1919, gest. 2005, Gemeinderat 1956-1984); Robert Hirschinger, 31 Jahre, Bilanzbuchhalter (geb. 1943, Gemeinderat 1975-2004); Maria Metzger geb. Sälzler, 48 Jahre, Kinderpflegerin (geb. 1926, gest. 2005, Gemeinderätin 1975-1984); Manfred Seider, 35 Jahre, Bankkaufmann (geb. 1939, Gemeinderat 1975-1980); Vinzenz Trunk, 44 Jahre, Industriekaufmann (geb. 1930, gest. 2021, Gemeinderat 1965-1999); Hans Weisbarth, 51 Jahre, Rektor (geb. 1923, gest. 1994, Gemeinderat 1971-1989);
1.3) für Waghäusel (1):
Dietmar Brennfleck, 40 Jahre, Oberlehrer (geb. 1934, gest. 2001, Gemeinderat 1975-1989);
2.) für die Freien Wähler (7):
2.1) für Kirrlach (3):
Joachim Golda, 43 Jahre, Apotheker (geb. 1931, gest. 1985, Gemeinderat 1975-1980 und 1984-1985); Raimund Martus, 51 Jahre, Bankvorstand (geb. 1923, gest. 1980, Gemeinderat 1951-1962 sowie 1968-1980, bis 1972 in der SPD); Horst Oechsler, 37 Jahre, technischer Kaufmann (geb. 1937, gest. 2018, Gemeinderat 1975-1999);
2.2) für Wiesental (3):
Rupert Baumann, 63 Jahre, Geschäftsführer (geb. 1911, gest. 1975, Gemeinderat 1953-1975); Lothar Herberger, 46 Jahre, Bankzweigstellenleiter (geb. 1929, gest. 1990, Gemeinderat 1975-1990); Emil Sälzler, 51 Jahre, technischer Angestellter (geb. 1923, gest. 1996, Gemeinderat 1962-1984);
2.3) für Waghäusel (1):
Klaus Schuppler, 39 Jahre, Heizungsbaumeister (geb. 1935, gest. 2016, Gemeinderat ab 1971-1980);
3.) für die SPD (6):
3.1) für Kirrlach (3):
Egon Baader, 39 Jahre, Verwaltungsangestellter (geb. 1935, gest. 2018, Gemeinderat 1968-1999); Julius Müller, 50 Jahre, kaufmännischer Angestellter (geb. 1925, gest. 2010, Gemeinderat 1963-1994); Konrad Schuhmacher, 53 Jahre, Bäckermeister (geb. 1921, gest. 2000, Gemeinderat 1962-1968 für FWV und 1971-1984 für SPD);
3.2) Wiesental (3):
Siegfried Sauer, 46 Jahre, Bauingenieur (geb. 1929, gest. 1989, Gemeinderat 1968-1980); Karl Steinhilper, 35 Jahre, Oberlehrer (geb. 1940, Gemeinderat 1971-1980); Heinrich Wagenhan, 31 Jahre, Diplom-Volkswirt (geb. 1943, gest. 2017, Gemeinderat 1975-1992).
„Die Johann-Peter-Hebel-Realschule ist das erste große Werk der Fusionsgemeinde“




In § 10 der Fusionsvereinbarung vom 24. Juni 1974 ist festgehalten: „Die den drei Gemeinden zustehenden Fusionsprämien werden ausschließlich für das „Große Bildungszentrum“ in Waghäusel verwendet.“ Dies waren 800.000 DM.
„Ein stolzer Tag in der Geschichte der jungen Gemeinde Waghäusel“ sei der 9. Dezember 1977, so Bürgermeister Robert Straub in seiner damaligen Ansprache. „Ein Meilenstein in der Entwicklung des Schulwesens“ und „das erste große Werk der Fusionsgemeinde“ sei die neue Johann-Peter-Hebel-Realschule, deren Einweihung nach knapp zweijähriger Bauzeit an diesem Tag gefeiert wurde. Die Realschule hatte am 8. August 1977 mit Beginn des Schuljahres 1977/78 den Unterricht mit 830 Schülerinnen und Schüler sowie 38 Lehrkräften begonnen. „Es sei geradezu ein Schock für die junge Gemeinde gewesen, als unmittelbar nach der Fusion dieses Werk für einige Monate in Frage gestellt gewesen sei“, führte Robert Straub weiter aus.
Die Vorarbeiten für die neue Schule hatte der am 12. Juli 1971 gegründete Zweckverband „Großes Bildungszentrum Lußhardt“ der Gemeinden Kirrlach, Waghäusel und Wiesental geleistet. Am 27. Januar 1975 beschloss dann der Übergangsgemeinderat in seiner dritten gemeinsamen Sitzung einstimmig, dass die Fusionsgemeinde als Rechtsnachfolgerin dieses Zweckverbandes die Trägerschaft für das Projekt übernehmen sollte. In der Sitzung wurde „die Frage aufgeworfen, ob bei Einführung der Oberstufenreform, Verkleinerung des Einzugsbereichs und Eintritt der geburtenschwachen Jahrgänge es noch ratsam sei, an der ursprünglichen Konzeption des „Großen Bildungszentrums“ festzuhalten". Der Gemeinderat bejahte die Frage, „zumal die Dringlichkeit des Baus der Realschule unbestritten“ sei. Auch der vom Zweckverband gewählte Standort im Ortsteil Waghäusel sollte beibehalten werden.
In Wiesental war 1960 und in Kirrlach 1962 jeweils ein zusätzliches zweites Schulgebäude eingeweiht worden (heute Bolandenschule II und Schillerschule). 1960 wurde in Wiesental zudem ein „Mittelschulzug“ eingeführt, aus dem 1966 die „Johann-Peter-Hebel-Realschule“ als erste selbstständige Realschule im Landkreis Bruchsal entstand. 1969 wurde die Kirrlacher Realschule gegründet. Bei wachsenden Schülerzahlen wurden bald zwei Alternativen diskutiert: die Errichtung zweier Schulzentren in Wiesental und Kirrlach oder eines großen Bildungszentrums mit allen weiterführenden Schularten. Die Wahl fiel auf letzteres und am 7. Dezember 1970 erteilte das Kultusministerium die Planungszustimmung.
Der Zweckverband schrieb im Sommer 1972 einen Architektenwettbewerb aus, bei dem die Architektengemeinschaft Bertold Schneider, Gerhard Felix und Horst Hennel aus Karlsruhe und Bad Bergzabern den 1. Preis unter 24 eingereichten Arbeiten gewann und am 4. Januar 1973 den Zuschlag erhielt. Die Planung umfasste fünf Phasen: 1. Bauabschnitt: Realschule mit 18 Normalklassen, 2. Bauabschnitt: Gymnasium mit 24 Normalklassen, 3. Bauabschnitt: Hauptschule mit 15 Normalklassen, 4. Bauabschnitt: Sporthalle (27m x 45m) und Turnhalle (18m x 36m), 5. Bauabschnitt: Mensa.
Am 30. Juli 1974 entschied der Gemeinderat der damals noch selbstständigen Gemeinde Waghäusel, dass die Straße zum Bildungszentrum „Gymnasiumstraße“ heißen sollte.
Der Erwerb des gewünschten Grundstücks im Staatsforst zog sich wegen des hartnäckigen Widerstands der Forstbehörde lange hin. Umfangreiche Ersatzpflanzungen mussten geleistet werden.
Am 27. Januar 1975 entschied dann der Fusionsgemeinderat über den 1. Bauabschnitt Realschule, der mit Kosten von rund 5,5 Millionen DM veranschlagt war.
Doch im Frühjahr 1975 wurde das Projekt vom Kultusministerium in Frage gestellt, da – so ist es im Mitteilungsblatt Waghäusel vom 18. April 1975 zu lesen - „Argumente wie Pillenknick, Änderung des Einzugsgebietes, Bau einer Realschule an einem anderen Ort (gemeint war Philippsburg) und fehlende Mittel gegen das seit 1970 (!) genehmigte Objekt in Waghäusel vorgebracht wurden“. Es folgten intensive Bemühungen und Eingaben von Amtsverweser, Gemeinderat, Gemeindeverwaltung, der Rektoren und Elternvertreter aller Waghäuseler Schulen sowie der beiden Landtagsabgeordneten Heinz Heckmann (CDU) und Dr. Friedrich Müller (SPD).
Am 15. April 1975 schließlich stimmte die Landesregierung dem Bau einer dreizügigen Realschule zu.
Mit dem Bau konnte im Oktober 1975 begonnen werden. Bei der Einweihung bezifferte Robert Straub die Gesamtkosten dann auf 9 Millionen DM und bedankte sich für die großzügige Bezuschussung durch das Land Baden-Württemberg und den Landkreis Karlsruhe.
Der Bau der Wagbachhalle




In § 10 der Fusionsvereinbarung vom 24. Juni 1974 steht: „2. Vorhaben der vereinigten Gemeinden, mit deren Ausführung bei Inkrafttreten dieser Vereinbarung bereits begonnen worden ist, müssen planmäßig ausgeführt werden. 3. Für künftige Vorhaben bildet der nachstehende Aufgabenkatalog die Grundlage, soweit die finanziellen Verhältnisse dies zulassen.“ Zur Finanzierung dieses Aufgabenkatalogs heißt es: „Erlöse aus baureifen Grundstücken sollen den einzelnen Ortsteilen erhalten bleiben. Dies soll auch mit Rücklagen … und Erlösen aus Vermögenswerten geschehen.“
Der Aufgabenkatalog sah für Kirrlach den Ausbau des Sportzentrums und für Waghäusel die Weiterführung der Bebauung im Bebauungsplans „Ost und Bildungszentrum“ sowie den weiteren Ausbau der Sportanlagen vor, wobei ausdrücklich festgehalten wurde: diese „sollen uneingeschränkt und in erster Linie dem SSV Waghäusel zur Verfügung stehen.“
Dagegen steht im Aufgabenkatalog für Wiesental der Bau einer Mehrzweckhalle. Die anderen beiden Ortsteile hatten noch vor der Fusion Hallen gebaut, die Rheintalhalle in Kirrlach war am 5. Oktober 1973 und die Sporthalle in Waghäusel am 12. Oktober 1973 eingeweiht worden.
In Wiesental hatte man sich ab 1970 mit Wünschen, die insbesondere von den Vereinen kamen, für den Bau einer Mehrzweckhalle beschäftigt. Noch in seiner letzten Sitzung am 16. Dezember 1974 stimmte der Wiesentaler Gemeinderat für eine Vergabe des Auftrags zum Bau der „Kultur- und Sporthalle“ an die Firma Wolff & Müller in Karlsruhe.
Doch zur Vertragsunterzeichnung kam es erst 11 Monate später, nachdem die Finanzierung durch Waldverkauf an die Deutsche Bundesbahn und Aufnahme in das Konjunkturprogramm 1975 zur Hälfte abgesichert war. Durch letzteres gab es einen Zuschuss von 1,15 Millionen DM sowie ein zinsverbilligtes Darlehen von 460.000 DM der Kreditanstalt für Wiederaufbau.
Der Gemeinderat stimmte am 4. November 1975 dem Vertrag über die schlüsselfertige Erstellung einer Mehrzweckhalle einstimmig zu. Mit dem Baubeginn am 17. November 1975 begann auch die Debatte um die Namensgebung.
Am 30. September 1975 war überraschend Rupert Baumann im Alter von 64 Jahren gestorben. 1970 war ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen worden für seine überaus vielfältigen Leistungen im kulturellen, sportlichen, berufsständischen und kommunalen Bereich, von denen hier nur einige wenige genannt werden können: Er war Gründer, langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft der Wiesentaler Vereine“ (AWV) sowie lange Jahre Gemeinderat, Bürgermeister-Stellvertreter und Kreisrat, über 30 Jahre Vorsitzender des Fußballkreises sowie stellvertretender Vorsitzender des Bruchsaler Sportkreises und Sportausschussvorsitzender des Kreistages, außerdem Vorstand des Gesangvereins „Sängerbund“, des Musikvereins „Harmonie“ und in verschiedenen Funktionen beim FV 1912 engagiert, Hauptverantwortlicher der Sommertagszüge, Organisator zahlreicher Feste und Kämpfer für die Errichtung zeitgemäßer Sportanlagen.
Sowohl die AWV wie die Freie Wählervereinigung forderten, der Halle seinen Namen zu geben wegen seiner großen Verdienste um das Vereinswesen und seines Einsatzes insbesondere für die Erstellung der Halle. CDU- und SPD-Fraktion (damals zusammen 19 von 26 Sitzen im Gemeinderat) wollten dagegen an der bisherigen Praxis aller Ortsteile festhalten, keine öffentlichen Gebäude, Straßen oder Plätze nach örtlichen Persönlichkeiten zu benennen.
Am 6. Oktober 1976 stimmte der Gemeinderat ab: Für den Vorschlag „Rupert-Baumann-Halle“ der Freien Wählervereinigung (7 Sitze) gab es 8 Ja- und 18 Nein-Stimmen. Für den Vorschlag „Wagbachhalle“ der CDU gab es 19 Ja-Stimmen und 7 Nein-Stimmen.
Nach zwölfmonatiger Bauzeit wurde die Wagbachhalle Ende 1976 fertiggestellt. Die Baukosten insgesamt einschließlich der Außenanlagen und Parkplätze beliefen sich auf 4,5 Millionen DM. Die erste Veranstaltung dort war die Weihnachtsfeier des Männergesangvereins Wiesental. Es folgten der Aufstiegskampf des KSV in die Bundesliga und die deutschen Ringermeisterschaften.
Am 14. Mai 1977 wurden die Einweihung und ein Tag der offenen Tür gefeiert. Für die symbolische Schlüsselübergabe stiftete die Firma Wolff & Müller einen überdimensionalen Schlüssel mit den eigenen Initialen W und M im Griff, den Bauingenieur Werner Seitz Bürgermeister Robert Straub überreichte.
Dieser für die Wagbachhalle geschaffene Schlüssel kam in den folgenden 20 Jahren bei Schlüsselübergaben für alle größeren Vorhaben der Fusionsgemeinde zum Einsatz, etwa bei der Einweihung der Realschule im Dezember 1977 oder des gemeinsamen Rathauses 1983 sowie zuletzt bei der Übernahme des Zuckerfabrikgeländes 1997.
Die Gründung der Feuerwehrabteilung Waghäusel


Nur ein paar Monate jünger als die Fusionsgemeinde ist die Feuerwehrabteilung Waghäusel, die am 20. März 1975 gegründet wurde.
In § 9 Absatz 3 der Fusionsvereinbarung vom 24. Juni 1974 stand noch: „Der Feuerschutz im Ortsteil Waghäusel wird durch die Feuerwehrabteilungen der Ortsteile Kirrlach und Wiesental wahrgenommen.“ Wie kam es dazu, wo doch belegt ist, dass schon seit 1849 eine Feuerwehr Waghäusel existierte?
Politisch gehörte der heutige Ortsteil Waghäusel bis 1930 zu Oberhausen, dessen Feuerwehr 1878 gegründet wurde. 1837 hatte sich auf dem Gelände der Eremitage die Zuckerfabrik angesiedelt, die als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor bald große Bedeutung erlangte. Von 1849 an gewährleistete die Werksfeuerwehr für über 120 Jahre sowohl den Brandschutz der Zuckerfabrik wie auch der Waghäuseler Einwohner. Doch im Januar 1973 teilte die Fabrikleitung der Gemeindeverwaltung und dem Landratsamt Karlsruhe mit, dass die Werksfeuerwehr nicht mehr existiere, die Löschgeräte aber noch vorhanden seien.
Das Landratsamt forderte daraufhin von der Gemeinde, bis spätestens 1. Oktober 1973 entsprechend dem Feuerwehrgesetz eine leistungsfähige Feuerwehr mit einer Stärke von 20 bis 25 Mann aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten. Vorhanden war bereits ein LF 8 (= Löschgruppenfahrzeug) bei der Fabrikfeuerwehr, das die Gemeinde bezahlt hatte und das weiter verwendet werden sollte. Bis zur Einsatzfähigkeit der Gemeindefeuerwehr sollte Waghäusel Vereinbarungen mit Oberhausen und Kirrlach treffen, damit deren Feuerwehren gegen Kostenübernahme solange den Brandschutz übernahmen, was auch geschah.
Der Gemeinderat beschloss im Juli 1973: „Es ist bekannt, daß die Gemeindereform kurz vor dem Abschluss steht. Es wird deshalb für sinnlos gehalten zum jetzigen Zeitpunkt noch Geld in die Aufstellung einer eigenen Feuerwehr zu investieren.“ Die Südzucker sollte zusätzlich einen privaten Lösch- und Rettungsdienst für die Zuckerfabrik beauftragen, was jedoch nicht erfolgte.
Mit der Gemeindefusion trat die Brandschutzvereinbarung mit Oberhausen außer Kraft. Doch am 14. März 1975 schloss Waghäusel eine neue Vereinbarung über den Brandschutz für Zuckerfabrik und Kloster durch die Feuerwehren von Oberhausen-Rheinhausen. Diese war bis zum 31. Dezember 1976 befristet und sollte sich ohne Kündigung jeweils um ein Jahr verlängern.
Wenige Tage später gründete sich die Freiwillige Feuerwehr Abteilung Waghäusel. Sieben Monate zuvor – und damit noch vor der Fusion - am 23. August 1974 war es zu einem Brand in einem Haus in der damaligen Waghäuseler Lußhardtstraße (heute Styrumstraße) gekommen, der weitgehend durch Selbsthilfe der Nachbarschaft gelöscht werden musste und der Mängel im Alarmsystem offenlegte. Wenige Tage später sammelten die Waghäuseler Unterschriften für die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr und übergaben diese zusammen mit kritischen Fragen Anfang September 1974 ihrem Gemeinderat.
Die Fusionsgemeinde übernahm die Problematik und lud am 14. März 1975 über das Mitteilungsblatt ein: „Aufstellung eines Löschzugs im Ortsteil Waghäusel… In einem Gespräch zwischen Amtsverweser Robert Straub, Kreisbrandmeister Wolf und den Feuerwehrkommandanten der Ortsteile Kirrlach und Wiesental, Würges und Baumann, wurde die Notwendigkeit herausgestellt, im Ortsteil Waghäusel einen Löschzug aufzustellen. Diesem Löschzug kann nach abgeschlossener Ausbildung das neue Löschfahrzeug zur Verfügung gestellt werden. Alle interessierten jungen Männer im Ortsteil Waghäusel sind auf Donnerstag, 20.3.1975, 19 Uhr zu einem Gespräch mit Amtsverweser Straub und den Kommandanten Baumann und Würges in den Bürgersaal des Rathauses im Ortsteil Waghäusel eingeladen.“ Bei dieser Sitzung wurde die Feuerwehrabteilung Waghäusel aus der Taufe gehoben.
Bis zur Wahl des ersten Abteilungskommandanten Otmar Klevenz fungierte Franz de Ponte als Obmann. Aus gesundheitlichen Gründen musste Otmar Klevenz im Dezember 1976 sein Amt an Josef Blattner abgeben.
Im September 1975 entschied der Gemeinderat, für den nun 15 Mann starken Löschzug Ausstattung anzuschaffen. Im November 1975 beantragte die Feuerwehrabteilung die Kosten für eine Fahrzeugunterstellhalle in den Gemeindehaushalt aufzunehmen. Doch zunächst war kein Geld da und das Löschfahrzeug musste weiter in der Zuckerfabrik stehen. Im Juni 1980 konnte nach 15-monatiger Bauzeit mit 2.100 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden der Feuerwehrleute das neue Gerätehaus mit einem mehrtägigen Fest und einer Großübung eingeweiht werden. 1982 folgte die Gründung der Jugendfeuerwehr.
Der Weg zur Gesamtfeuerwehr

Als letzte Gemeinde im Landkreis Karlsruhe vollzog Waghäusel die im Feuerwehrgesetz geforderte Zusammenführung der Ortsteil-Wehren. Eine Satzung hatte die Wehren gemeinsam erarbeitet und am 7. Februar 1977 dem Gemeinderat vorgelegt.
Am 24. März 1979 gründeten die Mitglieder der drei Ortsteil-Wehren dann auf einer Versammlung im Sängerheim des Liederkranz Kirrlach die Gesamtfeuerwehr Waghäusel. Zum ersten Kommandaten wurde Ewald Baumann (1927-2014) gewählt, seit 1952 aktives Mitglied der Feuerwehr Wiesental. Er hatte das Amt bis zu seinem Rücktritt 1987 inne und wurde erster Ehrenkommandant der Stadt Waghäusel.
Die neuen Straßennamen zum 1. Januar 1975


Mit der Fusion wurden insgesamt 53 vorhandene Straßen unbenannt, hauptsächlich, weil es die Straßennamen doppelt oder gar dreifach (Lußhardt-, Friedens-, Goethe- und Schillerstraßen in allen Ortsteilen) gab. In Kirrlach und Waghäusel erhielten 17 Straßen neue Namen, in Wiesental sogar 19. In Teilen von Wiesental wurden 1983 außerdem die Hausnummern geändert.
Im Rahmen der Vorbereitung der Fusion verhandelten die Vertreter der drei Gemeinden im Herbst 1974 auch darüber, welcher Ortsteil welche Straßennamen ändern oder behalten sollte. Über die neuen Straßennamen entschieden die Gemeinderäte von Kirrlach, Waghäusel und Wiesental noch getrennt und eigenständig.
Den Anfang machte der Kirrlacher Gemeinderat in seiner Sitzung am 29. Oktober 1974. Im Protokoll wurde festgehalten: „Bei den Beratungen über die neue Namensfindung wählte der Gemeinderat als Ersatz für das bisher nach Komponisten benannte Wohngebiet zwischen Richard-Wagner-Straße und Haydnstraße die Namen badischer Städte. Die Partnerschaft mit unserer Patengemeinde Flattach fand in der Namensgebung für Frieden- und Lußhardtstraße ihren Niederschlag. Im Anschluß an das Neubaugebiet „Unteres Hühnerlöchle“ liegende Straßen erhielten wie diese Bezeichnungen von Gebirgszügen.“
Neue Straßennamen in Kirrlach seit dem 1. Januar 1975:
Ahornstraße (vorher Schützenstraße), Brettener Straße (vorher Richard-Wagner-Straße), Bruchsaler Straße (vorher Karlsruher Straße), Bühler Straße (vorher Parkstraße), Eifelstraße (vorher Hebelstraße), Ettlinger Straße (vorher Schumannstraße), Flattacher Straße (vorher Friedenstraße), Freiburger Straße (vorher Wiesenstraße), Gutenbergstraße (vorher Schulstraße), Hockenheimer Straße (vorher Silcherstraße), Hunsrückstraße (vorher Schubertstraße), Kärntener Straße (vorher Lußhardtstraße), Konstanzer Straße (vorher Brucknerstraße), Offenburger Straße (vorher Beethovenstraße), Rastatter Straße (vorher Haydnstraße), Rundweg (vorher Ringstraße), Schwetzinger Straße (vorher Mannheimer Straße).
Knapp zwei Wochen später entschied der Wiesentaler Gemeinderat in der Sitzung am 11. November 1974 über die dortige Umbenennung. Die Vorschläge waren von der Schule ausgearbeitet worden. Nach kurzer Diskussion legte man die neuen Namen fest. Die Abstimmung darüber ergab 14 Ja-Stimmen, 1 Nein-Stimme und 1 Enthaltung.
Neue Straßennamen in Wiesental seit dem 1. Januar 1975:
Adlerstraße (vorher Benzstraße), Albert-Schweitzer-Straße (vorher Schillerstraße), Am Bellenplatz (vorher Am Bellenloch), Bannwaldstraße (vorher Waldstraße), Behringstraße (vorher Goethestraße), Bussardstraße (vorher Dieselstraße), Caldicotstraße (vorher Blumenstraße), Dresdener Straße (vorher Lilienstraße), Erfurter Weg (vorher Tulpenstraße), Falkenstraße (vorher Daimlerstraße), Habichtstraße (vorher Draisstraße), Jenaer Weg (vorher Nelkenstraße), Kettelerstraße (vorher Kolpingstraße), Kirchstraße (vorher Oberdorfstraße), Leipziger Straße (vorher Asternstraße), Magdeburger Straße (vorher Rosenstraße), Robert-Koch-Straße (vorher Gartenstraße), Sperberstraße (vorher Zeppelinstraße), Wagbachstraße (vorher Unterdorfstraße).
Wiederum fast zwei Wochen später wurden die Straßenumbenennungen vom Waghäuseler Gemeinderat in der Sitzung vom 27. November 1974 festgelegt. Im Protokoll steht: „Herr Hubert schlägt vor, die Straßen im alten Ortsteil nach historischen Personen, die zum Ort oder dem Kloster Verbindung hatten, zu benennen und legte hierzu eine Liste vor. Bei der folgenden Diskussion wurde dem Vorschlag zugestimmt. Die Straßen des Neubaugebietes sollen nach einzelnen Bergen der Umgebung benannt werden, da Gebirgs-, Flüsse und Städtenamen bereits von Kirrlach und Wiesental verwendet werden.“
Neue Straßennamen in Waghäusel seit dem 1. Januar 1975:
Am Kloster (vorher Mannheimer Straße), Belchenstraße (vorher Kinzigstraße*), Bonhoefferstraße (vorher Lessing*-/Schulstraße), Feldbergstraße (vorher Parkstraße*), Hardtweg (vorher Hardtstraße*), Haslacher Straße (vorher Bahnhofstraße*), Kalmitstraße (vorher Saalbachstraße*), Kniebisstraße (vorher Kraichgaustraße*), Marienstraße (vorher Waldstraße), Markgrafenstraße (vorher Hans-Thoma-Straße*), Prinz-Eugen-Straße (vorher Goethestraße), Schönbornstraße (vorher Friedenstraße), Steinsbergstraße (vorher Pfinzweg*), Styrumstraße (vorher Lußhardtstraße), Trifelsstraße (vorher Rheinstraße*), Wiesentaler Straße (vorher Schillerstraße).
In Waghäusel hatte der Gemeinderat noch kurz vor der Fusion in der Sitzung am 30. Juli 1974 für insgesamt 12 Straßen im damalige Neubaugebiet Namen vergeben, von denen 10 dann schon zum 1. Januar 1975 wieder umbenannt werden mussten. Nur die Schwimmbad- und die Gymnasiumstraße konnten ihre Bezeichnungen behalten. Die Straßennamen, die in Waghäusel nur von Juli bis Dezember 1974 existierten, sind in der obigen Aufzählung mit einem Sternchen versehen.