Blick in die Ortsgeschichte: Große Kreisstadt Waghäusel

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Blick in die Ortsgeschichte von Waghäusel, Kirrlach und Wiesental

von Artur J. Hofmann und Katja Hoffmann

Funde aus der Frühzeit

Spärlich sind die vorgeschichtlichen Siedlungsspuren auf dem Gebiet der heutigen Gemarkung der Stadt Waghäusel. Zwar gibt es vor allem in älteren archäologischen Berichten Hinweise auf Fundstellen aus der Stein-, der Bronzezeit und der vorrömischen Eisenzeit, doch weder lassen sie sich genau lokalisieren noch sind die Fundstücke heute noch greifbar. Nur aus der Bronzezeit liegt ein gesicherter Einzelfund vor: 1904 wurde bei Bauarbeiten beim Bahnhof Wiesental ein leicht geschweiftes, zweischneidiges Bronzemesser entdeckt, das heute im Reiß-Museum in Mannheim verwahrt wird.

Umso zahlreicher haben die Römer ihre Spuren hinterlassen. Das bedeutendste Denkmal ist das römische Kleinkastell in der Nähe des Wagbachs an der südöstlichen Gemarkungsgrenze. Entstanden ist es um 80 n. Chr., aufgegeben wurde die Anlage bereits um 120 n. Chr. Aus dem Wagbachkastell heraus entwickelte sich eine kleine zivile römische Siedlung, die das Kastell zumindest bis ins 3. Jahrhundert hinein überdauerte. Siedlungsspuren der Römer in Form einer kleinen "Villa rustica" wurden schon Ende des 19. Jahrhunderts im Gewann "Ziegelwiesen" auch für Kirrlach nachgewiesen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Einzelfunde aus der römischen Zeit. Sicherlich gilt auch für Waghäusel, dass, wie im gesamten heutigen Baden-Württemberg, die römischen Siedlungsstellen spätestens um das Jahr 260 n. Chr. aufgegeben wurden, als die Zeit der Völkerwanderung einsetzte.

Aus der Völkerwanderungszeit konnten bisher noch keine Siedlungsspuren nachgewiesen werden. Erst für das 7. Jahrhundert n. Chr. kann man für Waghäusel auf handfeste Indizien einer Besiedlung verweisen. Schon 1836/37 hat Karl Wilhelmi aus Sinsheim merowingische Gräber im Gewann "Preußenlager" im unmittelbaren östlichen Anschluss an den heutigen Stadtteil Waghäusel entdeckt. 1903 wurden bei einer systematischen Nachuntersuchung 29 Reihengräber festgestellt, in denen teilweise schöne Grabbeigaben wie Riemenzungen, Schnallen, Schmuck aus Bernstein und Scheibenfibeln gefunden wurden. Da solche Reihengräber typisch für fränkische Hofstellen sind, kann man davon ausgehen, dass sich in unmittelbarer Nähe dieses Reihengräberfeldes, das im Übrigen noch nicht vollständig untersucht ist, eine fränkische Siedlung befand.

Ersterwähnung und Ortsgründung

Die folgenden fünf Jahrhunderte bleiben bis heute ohne gesicherten Nachweis über eine Siedlungstätigkeit auf der heutigen Waghäuseler Gemarkung. Aus dem Jahr 1234 stammt die erste schriftliche Nachricht von der Existenz des Dorfes "Kirloch". Wiesental wird 1297 als "Wiesenten" zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Durch die Kirrlacher Urkunde wurden die Rechte des Stiftes St. German über die Kirrlacher Kirche festgelegt. Die Wiesentaler Urkunde dagegen steht im Zusammenhang mit der von Bischof Friedrich von Bolanden (1272-1302) systematisch geförderten Anlage von Siedlungsplätzen im rechtsrheinischen Teil des Bistums Speyer. Diese Urkunde hält den Gründungsakt für die Gemeinde fest und macht Aussagen über die Rechte und Pflichten der Bewohner. Auch die Größe der Siedlung, nämlich 80 Hofstellen, wird durch die Urkunde vorgeschrieben. Eine solche Gründungsurkunde ist für Kirrlach nicht nachzuweisen. Man kann aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass es bereits vor der Ersterwähnung eine Kirrlacher Siedlung gab. Denn die Kirche, auf die in der Ersterwähnung Bezug genommen wird, existierte bereits.

Die salischen Kaiser Heinrich III. und Heinrich IV. hatten die gesamte Lußhardt 1056 und 1063 dem Bistum Speyer geschenkt. Bereits nach diesen Schenkungen ist mit großer Wahrscheinlichkeit durch Waldrodung das Kirrlacher Siedlungsgebiet entstanden. Nach diesen Ersterwähnungen finden sich die Namen der beiden Dörfer immer wieder in Urkunden erwähnt, ohne dass man etwas Näheres über die Ortschaften oder ihre Bewohner erfährt.

Drei Bevölkerungserhebungen, nämlich eine Volkszählung des Bischofs Matthias Rammung von 1469/70, das Register des Gemeinen Pfennigs von 1495 sowie das Leibeigenschaftsverzeichnis aus dem Jahre 1530, dokumentieren eine leicht ansteigende Bevölkerungszahl sowie eine typisch bäuerliche Gesellschaft mit unterschiedlichen Vermögensverhältnissen und Abgabenpflichten. Eine genaue Angabe über die Zahl von Menschen, die in Kirrlach und Wiesental wohnten, macht die Zählung von 1530. Danach lebten von den insgesamt 26.702 Einwohnern des Hochstifts Speyer 245 Untertanen in 59 Haushalten in Kirrlach und 312 Personen in 72 Haushalten in Wiesental.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein verhinderten Seuchen und vor allem viele Kriege, dass die Zahl von 80 Familien in Wiesental und 60 in Kirrlach als Obergrenze für eine ausreichende Versorgung mit dem Lebensnotwendigen auf der vorhandenen Wald- und Ackerfläche überschritten wurde. Im 17. Jahrhundert dezimierten vor allem die großen europäischen Kriege, die die Wiesentaler und Kirrlacher im Einzugsgebiet der Reichsfestung Philippsburg erdulden mussten, die Bevölkerung. Die unmittelbare Nachbarschaft zur Reichsfestung Philippsburg, von Fürstbischof Christoph Philipp von Sötern (1610-1652) im Zeitraum von 1615 bis 1622 erbaut, wirkte wie ein Magnet auf die jeweils kriegführenden Parteien im 17. und 18. Jahrhundert, so dass die Menschen in Wiesental und Kirrlach immer wieder Gewalt, Plünderungen, die Vernichtung der Ernte und die Zerstörung der Häuser in ihrer ungeschützten Lage im größten militärischen Aufmarschgebiet jener Zeit hinnehmen mussten.

So lebten am Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) in Kirrlach und Wiesental zusammen nur noch knapp über 20 Familien. Von den Schrecken dieses Krieges handelt die Kirrlacher Erzählung vom „Roten Kuhhirten“, dem vor dem Alten Rathaus ein Denkmal errichtet wurde. 1652, vier Jahre nach dem Westfälischen Frieden, zählte man in Kirrlach 43 Menschen und in Wiesental 30. 1683 wohnten in Wiesental 33 und in Kirrlach 28 Familien, 1701 waren es nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) in Wiesental noch 26 Familien und in Kirrlach, das unter diesem Krieg etwas weniger zu leiden hatte, immerhin 30 Familien. Die Vorfahren der meisten heute alteingesessenen Familien kamen erst im 18. Jahrhundert nach diesen Zerstörungen in die Region.

Bei der Belagerung Philippsburgs im Jahr 1734 waren unter Führung des Prinzen Eugen von Savoyen rund 60 deutsche Fürsten im Feldlager zu Wiesental, darunter der spätere Preußenkönig Friedrich der Große.

Wallfahrt und Eremitage in Waghäusel

In den wirtschaftlich besseren und politisch ruhigeren Zeiten unter den Fürstbischöfen Schönborn (1719-1743), Hutten (1743-1770) und Limburg-Stirum (1770-1797) ging es mit den Dörfern wirtschaftlich aufwärts. Die Bevölkerungszahl wuchs so stark, dass Kirrlacher und Wiesentaler ab den 1720er Jahren vor allem in Richtung Ungarn auswanderten, weil die Hofstellen am Ort zur Ernährung nicht mehr ausreichten. Die Auswanderung nach Ungarn, vereinzelt auch nach Serbien und Cayenne (Französisch-Guayana in Mittelamerika), hielt bis in die 1790er Jahre an und erfolgte in Schüben.

Aber auch dieses Ventil konnte den Bevölkerungsüberschuss nicht wirklich dauerhaft abbauen. Im Jahre 1802, ein Jahr vor der endgültigen Auflösung der weltlichen Herrschaft des Hochstifts Speyer und dem Übergang der Region an Baden, lebten trotz der vorausgegangenen Auswanderungen in Wiesental bereits 745 Menschen in 173 Familien mit 145 Häusern. In Kirrlach waren es 633 Einwohner in 143 Familien mit 103 Häusern. Und immer noch lebten diese Menschen in erster Linie von der Landwirtschaft und in einem vorgegebenen Rahmen von der Nutzung des umliegenden Waldes. Auch die wenigen Handwerker, Wirte, Lehrer sowie die Pfarrer mussten im Nebenerwerb eine kleine Landwirtschaft betreiben.

Aus einer Erhebung aus dem Jahr 1787/88 geht hervor, dass die Wiesentaler Gemarkung mit 4.603 Morgen dreimal so groß war wie die Kirrlacher Gemarkung mit 1.540 Morgen. Als Ackerland bewirtschaften konnten die Wiesentaler 2.749 Morgen, die Kirrlacher nur 1.050, wovon rund 200 noch der Herrschaft gehörten. Hinzu kam, dass die Wiesentaler über 1.698 Morgen gemeindeeigenen Wald verfügten und die Kirrlacher keinen eigenen Wald hatten. Die unterschiedliche Größe der Gemarkung bewirkte, dass in Wiesental im Schnitt 20% bis 30% mehr Menschen als in Kirrlach lebten. Im Schnitt war man in Wiesental etwas weniger arm als in Kirrlach. Von einem Wohlstandsgefälle zu sprechen, das wäre allerdings sicherlich unangemessen.

Während Kirrlach und Wiesental bis weit in die Neuzeit hinein zwei Bauerndörfer waren, wie es sie im deutschen Südwesten häufig gab, stellt Waghäusel einen Sonderfall dar. Seine Entstehung verdankt dieser Ort der Volksreligiosität und seinen weiteren Ausbau den Repräsentationsbedürfnissen des fürstbischöflichen Absolutismus.

Die älteste Überlieferung ist der "Gründliche Bericht über den Ursprung Waghäuseleins" aus dem Jahre 1710. Die Entstehung der Waghäuseler Marienwallfahrt geht demnach auf eine Legende zurück, nach der im Jahre 1435 ein Schäfer die Marienstatue, eine einfach gestaltete Maria mit dem Jesuskind, gefunden habe, die wunderbare Kräfte offenbarte. 1472/73 ließ Bischof Matthias Rammung für die Pilger eine Kapelle bauen. 1616 kamen auf Einladung von Fürstbischof Philipp Christoph von Sötern die ersten Kapuziner zur Betreuung der Pilger nach Waghäusel. In der Folgezeit bauten die Patres eine Klosteranlage und erweiterten immer wieder die Wallfahrtskirche, bis sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts wie alle Männerorden Baden verlassen mussten. Erst 1920 kehrten die Kapuziner nach Waghäusel zurück. 1999 übernahmen die "Brüder vom gemeinsamen Leben" Kloster und Wallfahrtskirche.

Eine neue Epoche für Waghäusel begann mit Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn. Dieser ließ hier als Jagdschloss und Rückzugsort die Eremitage erbauen, deren erste Anlage zwischen 1724 und 1729 entstand. Sie wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrere Male umgebaut und erweitert, u.a. durch den berühmten Barockbaumeister Balthasar Neumann. Der letzte Fürstbischof Wilderich von Walderdorf hatte noch bis zu seinem Tod 1810 ein Wohnrecht in der Eremitage Waghäusel. Zu den Kapuzinern und den Familien des Posthalters und des Gastwirtes kamen noch die Bediensteten der Eremitage als ständige Einwohner von Waghäusel hinzu. Bis zur Ansiedlung der Zuckerfabrik im Jahr 1837 lebten in Waghäusel trotzdem im Schnitt nur zwischen 40 und 60 Personen. Das genügte nicht, um aus Waghäusel eine bürgerliche Gemeinde wie Kirrlach und Wiesental zu machen. Waghäusel bildete politisch auch keine eigene Gemeinde, sondern gehörte zu Oberhausen und wurde ab 1847 im Status einer "abgesonderten Gemarkung" geführt. Erst im Jahre 1930 wurde Waghäusel mit gerade einmal 154 Einwohnern eine selbstständige Gemeinde.

Badische Herrschaft, Zuckerfabrik und Revolution

Zum letzten Mal waren die Dörfer in den 1790er Jahren während der Koalitionskriege gegen Frankreich Leidtragende ihrer Nähe zur Festung Philippsburg. 1801 wurde auf Befehl Napoleons damit begonnen, die Festung zu schleifen. Unter Napoleons Regie wurden im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 Baden, das 1806 Großherzogtum wurde, unter anderem die rechtsrheinischen Gebiete des Hochstiftes Speyer zugesprochen.

1803 kam aus der Versteigerung des Inventars der Wieslocher Klosterkirche ein bedeutendes Kunstwerk nach Kirrlach: Der flandrische Schnitzaltar, ein wunderbares Zeugnis religiöser Schnitzkunst aus dem 16. Jahrhundert, ist heute in der katholischen Pfarrkirche in Kirrlach zu bewundern.

Zeitgleich endete die jahrhundertelange Herrschaft der Speyerer Bischöfe über die Dörfer im Bruhrain. Unmittelbar vor dem drohenden Niedergang des Hochstiftes hatte der letzte Speyerer Fürstbischof Wilderich von Walderdorf 1798 die Leibeigenschaft aufgehoben. Die systematischen Erhebungen über die neu an Baden gefallenen Dörfer ergaben, dass sich Wiesental in einer etwas günstigeren wirtschaftlichen Situation befand als Kirrlach. Aber das alte Problem wurde auch bei dieser Untersuchung und späteren Stellungnahmen der Behörden deutlich angesprochen und verstärkte sich in den folgenden Jahrzehnten immer mehr: Der rapide anwachsenden Bevölkerung konnte keine entsprechend vergrößerte landwirtschaftlich nutzbare Fläche angeboten werden. Hinzu kam, dass die verarmten Dörfer noch Kriegsschulden abzutragen hatten und für die Aufhebung der Fronden und die Zehntablösung stattliche Summen zahlen mussten.

Für Wiesental, Kirrlach und Waghäusel war es deshalb ein Glücksfall, dass die "Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation" 1837 das seit dem Tod des letzten Fürstbischofs 1810 ungenutzte Gelände der Eremitage kaufte und eine Zuckerfabrik errichtete, bei der über mehrere Generationen hinweg Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung Arbeit fanden. Zum ersten Mal gab es Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Land- und Forstwirtschaft und der kleinen Handwerksbetriebe vor Ort. Bis 1995 produzierte die Zuckerfabrik Waghäusel auf dem früheren Schlossgelände. Sie beschäftigte im 19. Jahrhundert fast 1.000 Arbeiter und gehörte zu den drei größten Fabriken in Baden. Der Name Waghäusel war über 150 Jahre als Stammwerk mit dem heutigen Weltkonzern „Südzucker“ verbunden.

Ein Ventil für die stetig wachsende Bevölkerung war dann die von den 1850er bis in die 1880er Jahre andauernde Auswanderungswelle in die USA und nach Brasilien. Ein Auslöser dieser Wanderungsbewegung war auch die gescheiterte Revolution von 1848/49.

Am 20. und 21. Juni 1849 fanden bei Wiesental und Waghäusel entscheidende Gefechte zwischen badischen Revolutionstruppen und preußischen Soldaten statt. Diese Niederlage der Revolutionäre bildete den Anfang vom Ende der Freiheitsbewegung. Zur Einweihung des Denkmals für die gefallenen Preußen kam der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck 1851 nach Wiesental. Zu Ehren der Freiheitskämpfer und ihrer demokratischen Ideale wurde 1999 das Freiheitsdenkmal bei der Eremitage aufgestellt. An diese Tradition anknüpfend wählte der Landkreis Karlsruhe Waghäusel als Standort für seine Verfassungssäule, die hier seit 1989 an die Werte des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland erinnert. Seit 2021 ist Waghäusel ein "Ort der Demokratiegeschichte".

Zigarrenfabriken und Eisenbahn

Zum Wandel von der traditionellen Bauern- zur Fabrikarbeitergemeinde trug in Kirrlach und Wiesental die ab den 1880er Jahren einsetzende Ansiedlung von Zigarrenfabriken bei. In Kirrlach waren im Jahr 1907 in 18 Zigarrenfabriken 572 Frauen und 383 Männer beschäftigt. In Wiesental verdienten im Jahr 1908 insgesamt 680 Männer und Frauen einen bescheidenen Fabrikarbeiterlohn. Die Zigarrenfabriken behielten ihre dominierende Rolle vor allem für Frauenarbeitsplätze bis in die 1950er Jahre. In den 1970er Jahren schloss dann die letzte Zigarrenfabrik.

Die Arbeit der Frauen außer Haus führte zur Gründung der ersten Kinderbetreuungseinrichtungen am Ort, die längste Tradition haben der Kirrlacher „St. Josef“- und der Wiesentaler „St. Franziskus“-Kindergarten.

Eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit vor allem für Männer bot die expandierende Mannheimer Industrie und die Eisenbahn. 1870 erfolgte die Eröffnung der Eisenbahnlinie Mannheim-Schwetzingen-Waghäusel-Graben, 1874 war die Streckeneröffnung von Graben nach Bruchsal. 1895 wurde die letzte Teilstrecke Graben-Karlsruhe in Betrieb genommen. 1870 erhielt die Zuckerfabrik eine direkte Anbindung an die Rheintalbahn, die innerhalb des Werks mit fabrikeigene Rangierlokomotiven befahren wurde. Der Bedeutung der Zuckerfabrik war es auch geschuldet, dass ein eigener „Bahnhof Waghäusel“ entstand - und zwar einige Kilometer vom Fabrikgelände entfernt, eigentlich auf Wiesentaler Gemarkung. In Wiesental stand von 1871 bis 1978 ein eigener Bahnhof und von 1913 bis 1974 bestand der Haltepunkt Kirrlach. Seit 1974 gibt es den heutigen Bahnhof Waghäusel.

Dank der Bahn wurde erstmals das Pendeln zur Arbeit in auswärtige Betriebe möglich. Aber nur zögernd setzte die Pendlerbewegung vor allem nach Mannheim und Karlsruhe ein. So arbeiteten 1913 zwar rund 1.000 Kirrlacher in den örtlichen Zigarrenfabriken, aber nur rund 110 in auswärtigen Betrieben. In Wiesental war es ähnlich: 1914 arbeiteten ca. 1.200 Menschen in der Zigarrenindustrie und ca. 350 Männer fanden Arbeit in auswärtigen Betrieben oder bei der Bahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg sahen die Zahlen ganz anders aus. 1952 waren in den Kirrlacher Zigarrenbetrieben noch 795 Menschen beschäftigt, dagegen 1.450 auswärts. Und auch Wiesental verließen täglich 1.228 Berufspendler meist mit der Bahn.

Eine Sonderrolle spielte wiederum Waghäusel. 1925 lebten in 44 Haushaltungen insgesamt 149 Personen, die fast alle direkt oder indirekt von der Zuckerfabrik lebten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl durch Zuzug von außen allmählich an.

Die Weltkriege

Nach dem Ersten Weltkrieg waren in Kirrlach 166 und in Wiesental 143 gefallene Soldaten zu beklagen. Schlimmer noch waren die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges. Wiesental wurde zweimal durch Bombenangriffe heimgesucht. In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 1942 fiel eine schwere Luftmine auf das untere Ende der Lußhardtstraße. Wohnhäuser und Scheunen stürzten zusammen, vier Menschen starben. Bei einem zweiten Luftangriff auf Wiesental am 21. Januar 1945 waren die Schäden wesentlich größer. 37 Menschen kamen ums Leben, die Kirche brannte aus, weit über 500 Gebäude wurden zum Teil stark beschädigt. Rund 1.200 Wiesentaler wurden zur Wehrmacht eingezogen, davon fielen 336 Männer oder wurden vermisst.

Weniger einschneidend waren die Verluste unter der Zivilbevölkerung von Kirrlach. Obgleich sich westlich der Gemeinde im Gewann "Löcherjagen" ein Militärflughafen befand, blieb der Ort bis auf einen Artilleriebeschuss am 27. März 1945, bei dem drei Menschen starben, von Angriffen verschont. Zwei Kirrlacher fanden am 1. April 1945 bei der Reparatur eines Geschützes den Tod. 231 Männer hatte Kirrlach als Gefallene oder Vermisste zu beklagen. Auf Waghäusel fielen am 25. April 1944 Bomben. Die Zuckerfabrik und das Postamt wurden schwer getroffen, das Kloster trug leichtere Schäden davon. Sechs Soldaten aus Waghäusel sind an der Front gefallen.

1945 zählte Kirrlach 4.649 Einwohner, Wiesental 4.809 und Waghäusel 298. Bei der Zählung von 1950 waren in Kirrlach bereits 6.134, in Wiesental 5.977 und in Waghäusel 329 Einwohner registriert. Diese Bevölkerungszunahme ging vor allem auf die Aufnahme von Heimatvertriebenen im Zeitraum von 1945 bis 1952 zurück, wobei der größte Teil in den ersten vier Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg eingewiesen wurde. Insgesamt fanden 1.428 Vertriebene in den drei Ortschaften Aufnahme, 750 in Kirrlach, 615 in Wiesental und 63 in Waghäusel. Den unerhofften Aufschwung, den die drei Dörfer nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen, verdanken sie auch der Schaffenskraft und dem Engagement dieser neuen Bürger.

Die Nachkriegszeit

Große Anstrengungen unternahmen alle drei Gemeinden nach dem Zweiten Weltkrieg, um die notwendige Infrastruktur bereitzustellen: Bis zum Ende der Selbstständigkeit gehörten die Erschließung von Wohnbau- und Gewerbegelände, der Bau der neuen Bolandenschule in Wiesental, der Schillerschule und der Rheintalhalle in Kirrlach, der Wilhelm-Busch-Grundschule und des Rathauses in Waghäusel sowie in Zweckverbänden der Aufbau der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung und der Bau des Rheintalschwimmbades zu den größten Investitionen.

Bis in die 1960er Jahre gab es in den drei Ortschaften nur je eine Volksschule. Mit der Einführung des mehrgliedrigen Schulsystems wollte man auch hier die Chancen der Kinder vor Ort verbessern: Schon 1960 bildete man in Wiesental einen sogenannten „Mittelschulzug“, aus dem 1966 die nach Johann Peter Hebel benannte, erste selbstständige Realschule des Landkreises Bruchsal entstand. 1977 führte die heutige, gleichnamige Realschule im Ortsteil Waghäusel die Wiesentaler und die 1969 gegründete Kirrlacher Realschule zusammen. Sie ist der einzig verwirklichte Teil des seinerzeit gewünschten und fertig geplanten großen Schulzentrums, an das bis heute die Gymnasiumstraße erinnert.

Schon in den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg und verstärkt nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden auch in Wiesental und in Kirrlach vermehrt Arbeitsplätze zunächst im Bauhaupt- und Bauausbaugewerbe, dann in der Textilindustrie, im Metallbau und der Elektrotechnik. Im Jahr 1970 konnten deshalb rund 60% der Erwerbstätigen eine Beschäftigung in den drei Ortschaften finden, rund 40% mussten zu ihren Arbeitsstätten pendeln.

Ab den 1950er Jahren entwickelten sich aus kleinen örtlichen Handwerksbetrieben auch große, überregional tätige Firmen. Einige bekannte Unternehmen mussten leider in den letzten Jahrzehnten schließen: Bis 1988 bestand die Kleiderfabrik „Joba“, die sich aus der Kirrlacher Schneiderei Josef Baader entwickelt hatte und die mit dem Tochterunternehmen „Rowin“ zwischenzeitlich fast 1.000 Mitarbeiter in ganz Deutschland beschäftigte. Die 1920 von Georg Anton Müller eröffnete Kirrlacher Baufirma wuchs zur Firmengruppe „G. A. Müller GmbH und Co. KG“ mit über 600 Beschäftigten im Jahr 1984, seit 2003 ist sie abgemeldet. 1994 endete die Geschichte des ältesten Wiesentaler Bauunternehmens, der 1888 von Heinrich Wagenhan gegründete „H. Wagenhan KG, Hoch-Tief-Kabelbau“, die sich sowohl im Wohnungs-, Industrie- und Gleisbau wie im Kirchenbau einen Namen gemacht hatte. Im selben Jahr schloss die Oberderdinger Firma „E.G.O. Elektro-Gerätebau“ ihr Wiesentaler Werk mit 200 Arbeitsplätzen. Nach fast 70 Jahren als bedeutender Arbeitgeber gab Schuler Pressen 2021 den Standort in Wiesental auf. 1952 hatte hier die „Süddeutsche Maschinenbau GmbH (SMG)“ ihre Betriebsstätte eröffnet, die 1973 von Schuler Pressen aus Göppingen übernommen wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Firma führend in der Entwicklung und Herstellung hydraulischer Pressen für die metallverarbeitende Industrie, insbesondere die Automobil-, Elektro- und Hausgeräteindustrie. Von 1961 bis 2001 bestand ein Munitionsdepot der Bundeswehr in Kirrlach.

Es sind aber auch schon lange hier ansässige Firmen bis heute wichtige Arbeitgeber geblieben, wie z.B. die „Kirrlacher Glasmanufaktur Andreas Herzog“ (gegründet 1948, in Kirrlach ab 1952), die „Gesellschaft für Oeltechnik“ (gegründet 1953) oder „Betonbau“ (gegründet 1963). Seit 1942 haben die Esslinger Motorenwerke „Elektror Karl W. Müller”, die sich 2006 in „Elektror airsystems“ umbenannten, ein Zweigwerk in Kirrlach. Kunden aus Nah und Fern zieht seit Jahrzehnten das Einkaufszentrum im Wiesentaler Süden an. Seinen Anfang nahm der Verbrauchermarkt 1968 mit der Eröffnung des „Primakauf“-Lebensmittelmarktes (heute "Globus") und des EVG-Möbel-Centers (später „Südema“ und „Möbel Unger“, heute "Roller").

Bis heute weithin sichtbar ist der 1974 in Betrieb genommene Fernmeldeturm auf der Gemarkung Wiesental.

Nach der Gemeindefusion

Am 1. Januar 1975 schlossen sich die bis dahin selbstständigen drei Dörfer Kirrlach, Waghäusel und Wiesental zur neuen Gemeinde Waghäusel mit insgesamt 16.999 Einwohnern (Kirrlach 8.340, Wiesental 7.866, Waghäusel 793) zusammen. Seit der Fusion trägt der Ort, der seit dem 1. Mai 1984 das Stadtrecht besitzt und seit 2003 als Unterzentrum im Regionalplan ausgewiesen ist, somit den Namen des kleinsten Ortsteils. Seit 1. September 2013 ist Waghäusel Große Kreisstadt.

Erster Bürgermeister war von 1975 bis 1999 der Lehrer Robert Straub. Sein Nachfolger war von 1999 bis 2022 der Rechtsanwalt und Landtagsabgeordnete Walter Heiler, der 2013 zum ersten Oberbürgermeister von Waghäusel wurde. 2009 beschloss der Gemeinderat die Schaffung der Stelle eines Ersten Beigeordneten als hauptamtliche Stellvertretung des Bürgermeisters. Erster vom Gemeinderat gewählter Beigeordneter war der Jurist Thomas Deuschle, der 2022 zum Oberbürgermeister gewählt wurde. 2023 wurde der Dipl. Verwaltungswirt (FH) Andreas Emmerich zum neuen Ersten Beigeordneten gewählt.

1983 wurde ein neues, gemeinsames Verwaltungszentrum im Ortsteil Waghäusel bezogen. Nach der Ernennung zur Großen Kreisstadt 2013 wurde die Verwaltung neu organisiert und das damals 30 Jahre alte Rathaus erhielt einen großen Anbau.

1980 verlieh die Fusionsgemeinde erstmals die Ehrenbürgerwürde und den neu geschaffenen Ehrenring. Sechs Ehrenbürger gab es bisher: Pfarrer i.R. Valentin Brenzinger (1980), Landrat a.D. Dr. Friedrich Müller (1996), die früheren Bürgermeister Ernst Oechsler und Emil Groß (1997) sowie Robert Straub (2000) und Oberbürgermeister a.D. Walter Heiler (2023). Drei Mal vergab man den Ehrenring, und zwar an Dr. Fritz Osswald (1980), Roy Nancekievill (1988) und Staatssekretär a.D. Heinz Heckmann (1999).

Städtepartnerschaften bestehen seit 1965 mit Flattach in Kärnten (geschlossen durch die Gemeinde Kirrlach), seit 1974 mit Caldicot in Wales (geschlossen durch die Gemeinde Wiesental) und seit 1989 zunächst mit dem ungarischen Szigetszentmàrton, dann seit 1991 mit der Nachfolgegemeinde Szigetùjfalu.

1997 kaufte die Stadt Waghäusel das gesamte Areal der 1995 stillgelegten Zuckerfabrik mit der denkmalgeschützten Eremitage für 1 DM. Seither hat die Stadt mit Zuschüssen des Landes das Gelände entwickelt. Der überwiegende Teil der Fabrikgebäude ist inzwischen verschwunden, darunter auch die beiden 52 Meter hohen, weithin sichtbaren Zuckersilos aus den 1960er Jahren, die 2020 abgerissen wurden. Es entstand einerseits der Gewerbepark mit über 1.000 Arbeitsplätzen. Andererseits wurde die denkmalgeschützte Schlossanlage der Eremitage saniert und der Eremitagepark mit neu gestaltetem Wagbachverlauf und Festwiesen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es entstanden dort Räume für Trauungen, Veranstaltungen, Musik, Kultur und Vereine sowie das Museum. Seit 2006 hat auch die 1975 gegründete Musikschule Waghäusel-Hambrücken ihr Domizil in einem ehemaligen Fabrikgebäude. Auf dem Gelände konnten ab 2002 erstmals große gemeinsame Stadtfeste zur Stärkung des Zusammenhalts der Ortsteile gefeiert werden. 2002 war Waghäusel auch Festivalstadt der "Aktion Mensch" mit der damals höchsten je erzielten Spendensumme von rund 250.000 Euro.

Gemeinsam haben die drei Ortsteile seit der Fusion viel erreichen können, so den Bau der Wagbachhalle in Wiesental und des gemeinsamen Rathauses mit Stadtbibliothek, den umfangreichen Ausbau der Kinderbetreuung mit dem Neubau von 7 Kindergärten und -krippen, die Erweiterung der Angebote für Jugendliche und die Einrichtung des Jugendzentrums WaWiKi, den Aus- und Umbau der Schullandschaft mit dem Neubau der Johann-Peter-Hebel-Realschule, der Einführung der Ganztagsbetreuung, der Schulsozialarbeit und der Gemeinschaftsschule, den Aufbau der Angebote für Senioren wie Altenheime, Betreutes Wohnen und Seniorenbeirat, die Schaffung neuer Wohn- und Gewerbegebiete, die Sanierung und Neugestaltung der Ortskerne, Plätze und Straßen, die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und den Radwegeausbau, die Entlastung durch Umgehungsstraßen sowie wichtige Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz wie die Ausweisung des Naturschutzgebiets "Frankreich", die Wiederbewässerung des Saalbachs und die Renaturierung des Duttlacher Grabens und des Wagbachs.